Vernetzung – ein Wort was im Internet immer mehr an Bedeutung gewinnt. Doch was bedeutet es?
Früher haben die Menschen einander Briefe geschrieben, man telefonierte miteinander und erzählte sich wie es auf der Arbeit läuft oder man rief verheult die beste Freundin an weil sich der Freund getrennt hat. Wenn man bald heiratet, wurde an die Familie ein Brief geschrieben und aus dem Urlaub wurden Postkarten an alle Freunde versendet. Kommunikation fand von Angesicht zu Angesicht, per Telefon und per Brief statt.
Das Internet
Heute gibt es das Internet und mit dem Internet neue Möglichkeiten. Wir lernen jemanden kennen. Vielleicht sogar im echten Leben von Angesicht zu Angesicht. Wir tauschen Visitenkarten – so richtig altmodisch. Wir gehen nach hause und setzen und an den Computer weil wir demjenigen eine E-Mail schicken wollen. Eine E-Mail kann man noch einem Brief gleichsetzen abgesehen von der zeitlich viel schnelleren Verschickzeit.
Doch dann tun wir noch mehr. Wir suchen denjenigen bei Facebook und fügen ihn als Freund hinzu. Er nimmt uns sogar an. Wieso auch nicht, wir sind ja schließlich nett oder?
Durch seine Pinnwand erfahren wir, dass derjenige einen Blog hat. Dieser wird gleich mal in unseren Google Feed Reader eingefügt, so sind wir immer aktuell informiert. Wir erfahren dass seine Katze lahmt, sein Hund kastriert wird und er sich am liebsten ein neues Auto kaufen möchte. Da entdecken wir ein YouTube Video welches er von seiner Tochter aufnahm. Somit haben wir auch gleich seinen YouTube Account. Auch dort fügen wir ihn hinzu. In seinem YouTube Kanal steht, dass er twittert. Twitter rufen wir als nächstes auf und klicken in seinem Profil auf Follow. Aber auch unser neuer Bekannter war nicht unttätig. Als wir uns bei meinvz einloggen liegt uns bereits eine Freundschaftsanfrage von ihm vor. Das selbe Spiel auch bei Xing. Als wir abends nochmal bei Facebook reinsehen, sehen wir dass unser neuer Freund im Kino ist. Dank Facebook Places wissen wir wo er ist.
Innerhalb kürzester Zeit sind wir auf verschiedenen Plattformen im Internet miteinander vernetzt. Wir haben uns hier und dort als “Freunde” zugefügt. Doch was heißt das nun genau?
Die Auswirkung
Was bedeutet es nun dass wir mit Freunden, Familie und Bekannte nun im Internet so miteinander vernetzt sind?
Wir stehen morgens auf, nehmen uns eine Tasse Kaffee und setzen uns an den Pc. Wir schalten Facebook ein. Dort erfahren wir dass Mike seinen Beziehungsstatus auf “es ist kompliziert” geändert hat. Aha wieder Ärger mit Gina, wir surfen zu ihrem Blog und lesen einen Beitrag darüber wie scheiße Fremdgehen ist. Uns schwant dass Mike wohl großen Mist gebaut hat. Als wir bei Twitter rein sehen, wundern wir uns wieso Tanja so viel mit Mike gezwitschert hat. Wir notieren uns dass wir Gina dringend anrufen müssen. Wir lesen in unseren Feeds dass unser Nachbar sich einen neuen Hund gekauft hat, das erklärt auch wieso es seit neustem über uns immer poltert. Unser Bäcker bloggt dass sein Lieferant heute nicht liefert wodurch wir wissen, dass wir heute lieber zum anderem Bäcker 3 Straßen weiter gehen. Bei YouTube sehen wir dass Diana – der Schwarm aller Jungs damals in der Klasse – wohl ernstere Absichten mit einem Mann plant, da sie verdächtig nach 6 Monat aussieht. Wir fragen uns wieso unsere Tante Gladis sich seit einiger Zeit nicht gemeldet hat und erkennen dass sie laut Facebook Places in Las Vegas aufhält. Hat wohl die Therapie gegen ihre Spielsucht nicht funktioniert. Dafür finden wir Fotos bei Flickr vom Urlaub des besten Freundes. Ah er scheint wieder zurück zu sein. Als wir an den Briefkasten gehen, ziehen wir eine Postkarte heraus eben von jenem Freund. Wir hetzen nochmal zurück in die Wohnung weil das Telefon klingelt. Gina heult und braucht unseren Trost.
Was bedeutet es für uns?
Nähe trotz Ferne. Wir sind heute den Freunden und Bekannten viel umfassender nah dran an deren Leben ohne direkt bei ihnen sein zu müssen. Wer nun glaubt, dass es dadurch weniger zu echtem menschlichen Kontakt kommt, der täuscht sich. Auch die alten Techniken werden nicht vernachlässigt. Telefon und Briefe sind auch heute noch gern genutzte Kommunikationsmöglichkeiten. Jedoch ist die Anzahl derer deren Leben wir verfolgen drastisch gestiegen. Man brauche sich ja nichts mehr voneinander erzählen, es steht ja schon alles bei Facebook, ist auch nicht wirklich richtig. Der direkte Austausch miteinander findet noch immer statt jedoch fällt das vorherige Erklären der Situation ein wenig weg. Oft fühlt man sich Anderen dadurch sogar noch näher weil man viel miteinander teilte.
Aber auch praktischen Nutzen hat die Internetvernetzung. So findet man vielleicht durch geballtes Wissen seiner Twittererfollower eine dringend gesuchte Antwort auf eine Frage. Oder man ist schneller für jemanden da weil man gesehen hat, dass derjenige Hilfe braucht.
Die Nachteile
Wenn Menschen mit der Möglichkeit der Mitteilungformen nicht umgehen können und deren Auswirkungen nicht abschätzen können, so kann es so problematischen Verwicklungen kommen. Wer seine Trennung bei Facebook bekannt gibt, aber vorher dem Partner davon noch nichts gesagt hat, wird sich kaum freuen wenn die Familie es liest und dem Verlassenen trösten will während dieser noch nichts davon weiß. Unwahrscheinlich dass jemand sowas macht? Ich habe es schon erlebt. Die Möglichkeiten sind immer nur so gut wie die Menschen sie für sich nutzen. Wer ohne den Kopf einzuschalten einfach los schreibt wird sich über die Verbreitungsfächerung durch die Vernetzung eventuell mal wundern und bereuen eine Information preis geben zu haben.